Wenn man wissen wollte, wie das Heimspiel des SV Schalding-Heining gegen den FC Bayern München II verlief, musste man eigentlich nur Vereinsvorstand Wolfgang Wagner in den letzten Spielminuten beobachten. Der ewig emotional engagierte Niederbayer konnte sich nicht mehr still halten, ging hinter den Fans am Spielfeldrand vor der Haupttribühne stetig auf und ab, um nur an den Wendepunkten seiner Wanderung kurze Blicke aufs Spielfeld zu erhaschen. Dazu machte er mit beiden Händen kurze Pumpbewegungen, die den Fans, oder vielleicht auch mehr sich selbst anzeigen sollten, die Ruhe zu bewahren. Alles konnte man an diesem 15. Spieltag als Schalding-Anhänger sein, nur nicht ruhig.

Die Heimmanschaft hatte dem Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters einen Kampf auf körperlicher, spielerischer und auch taktischer Ebene abgeliefert. Eine Mannschaftsleistung, wie sie im Buche steht, um einem starken Gegner einen Punkt abzuringen. Doch das Kapitel über Schaldings Spiele gegen die Elitevereine der Regionalliga Bayern ist um ein aufregendes Spiel reicher geworden, an dessen Ende sich alle Beteiligten so einig wie selten waren, dass ein Punkt für Bayern ein glücklicher Ausgang war. Für Bayern.

Der Trainer der Münchner, Heiko Vogel, gestand im SVS-Radio Interview auf dem Rasen: „Mir tut es leid für Schalding Heining, sie hätten heute 3 Punkte verdient gehabt“. Solch eine große Wertschätzung erhält man selten von einem gegnerischen Trainer, der gerade zwei eingeplante Punkte im Kampf um Platz 2 verloren hat und mit seiner Mannschaft in einer Ergebnis- und Leistungskrise steckt. Das nötigte auch Heimtrainer Anton Autengruber viel Respekt ab. Es ist aber ein weiteres Indiz für die gute Leistung an diesem Nachmittag, an dem man die Halbzeitführung (1:0) in der zweiten Hälfte schwinden und zu einem bekannten Endergebnis werden sah, ehe 10 Minuten vor dem Ende mit Gallmeiers Ausgleichstor alle Dämme im Schaldinger Stadion brachen.

Der erste Punkt gegen die Münchner Bayern im 7.Spiel, bzw. im vierten Regionalligajahr, darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es in dieser Saison der erste Punkt seit vier Spielen war. Darüber hinaus das sechste Unentschieden im 15.Spiel und wieder mal eine herausragende Leistung gegen einen wohlklingenden Namen. Bereits gegen Unterhaching am 7.Spieltag war man eigentlich die bessere Mannschaft und konnte den Fans eine atypische Leistung zur Formkurve zeigen. Damals setzte sich die individuelle Klasse aus dem Münchner Umland allerdings mit 0:1 durch.

Die große Frage bleibt unter den Schaldinger Anhängern, wann zeigt der SV Schalding-Heining diese Leistung auch wieder gegen Gegner aus den mittleren oder vor allem aus den unteren Tabellengebieten. Aus Letzteren möchte man sich eigentlich wieder entfernen, hat aber (bei besserer Tordifferenz) 3 Punkte Rückstand auf den Relegationslatz von Buchbach. Am kommenden Samstag geht es nach Augsburg. Eine Mannschaft, die in den vergangenen Jahren viel mit den Abstiegsrängen zu tun hatte und dieses Jahr eine überzeugende, mit Talenten gefüllte Nachwuchsmannschaft ins Rennen schickt. Im Kopf ist bei vielen sicherlich noch der Rekordsieg gegen Seligenporten mit 7 Toren von Marco Richter. Der ist aber an der Hüfte verletzt und wird nach seinem Dreierpack zuletzt gegen Fürth noch nicht wieder dabei sein.

Große Gefahrenherde beinhaltet der Sturm aus der Fuggerstadt allerdings trotzdem. Mit Julian Günther-Schmidt trifft ein 22-jähriger Stürmer auf die Passauer Abwehrrecken, der bereits 8 Tore und 3 Vorlagen auf dem Konto hat. Dazu kommt Mustafa Duman, vor der Saison von der U19 des TSV 1860 München gekommen. Mit seinen 19 Jahren schnürte er vergangenes Wochenende beim 4:0 gegen Bayern Hof seinen ersten Doppelpack in der Regionalliga und steht nun bei 3 Treffern. Die anderen Torschützen gegen das Tabellenschlusslicht sind Leistungsträger auf die man als SV Schalding am Besten nicht nur ein Auge haben sollte. Efkan Bekiroglu sorgte als drittbester Torschütze der Mannschaft mit 6 Treffern (2 Vorlagen), genauso wie der beste Vorlagengeber Albion Vrenezi (7 Vorlagen, 2 Tore) für die aktuelle Serie mit fünf ungeschlagenen Spielen (10:5 Tore).

Augsburg ist wieder eine gut kombinierende, spielerisch starke Mannschaft, die offensives Denken auf den Platz bringt. Ähnlich dem FC Bayern München II. Der SVS ist also gut beraten den gleichen Mut und Kampfgeist über 90 Minuten zu zeigen wie vergangenes Wochenende. Nur zu schön wäre es doch, wenn Wolfgang Wagner noch ein paar Mal so aufgeregt und angespannt dem Schlusspfiff und Schaldinger Punkten entgegen sehnen würde.