Zwischenfunk ist die neue Kolumne des vereinsinternen SVS-Radios.
Viele Fragen und gefährliche Vorzeichen
Kaum zu glauben…
Spätestens einen Tag nach Abpfiff des Rekordspiels kannte jeder Fußballfan in Deutschland den Namen Marco Richter. Der 18-Jährige hatte gerade erst am Samstag den neuen Regionalligarekord von 7 Toren in einem Spiel aufgestellt. Damit hätte er alleine schon den Rekord für das höchste Ergebnis in Deutschlands 4.Liga eingestellt. Aber seine Mitspieler wollten auch mal und setzten dem ganzen noch fünf weitere Treffer drauf. 12:0 also und an 9 Toren war allein der Augsburger Nachwuchsstürmer Richter beteiligt. So viel in den letzten Tagen über dieses Spiel geschrieben wurde, über die Leistung des SV Seligenporten wurde eher der Mantel des Schweigens gelegt.
“Desolate und völlig konfuse Klosterer mutierten (…) zum Sparringspartner.”
Nur der Verein selbst meldete sich in Form eines Nachberichts zu Wort, der kein gutes Haar an der eigenen Mannschaft ließ. “Desolate und völlig konfuse Klosterer mutierten (…) zum Sparringspartner.” Das “unfassbare Debakel” nahm bereits nach drei Minuten seinen Lauf, obwohl man im Vergleich zum 1:2 im Heimspiel gegen den FC Bayern München II nur einen Mann wechselte und die “eigenen Grundtugenden einbringen” wollte. Der Dominanz des Augsburger Kurzpassspiels waren die Spieler des SV Seligenporten wie “hölzerne Kegel, macht- und ideenlos gegenübergestanden”. Was im Nachhinein sehr verwundert, ist warum Trainer Florian Schicker zusammen mit der Mannschaft bei einem Halbzeitstand von 0:7 nicht die Reißleine zogen und besser versuchten das Ergebnis nicht noch schlimmer werden zu lassen. So verstärkte sich das “Entsetzen” und die “ohnmächtige Verzweiflung” im Gesicht vieler Anhänger des oberpfälzischen SVS. Denn statt konsequent zu verteidigen entwickelte sich das Abwehrverhalten eher zu einer Art “artigem Begleitschutz” für die jungen Augsburger. Laut Vereinsseite des SV Seligenporten fügte sich die eigene Mannschaft in die “Rolle des Opferlammes”. Harte Worte, die der unterlegene Trainer Schlicker nur noch niedergeschlagen zusammenfassen konnte: “So ein Spiel habe ich weder in meiner Spieler- noch Trainerkarriere erlebt. Das war kollektives Versagen.”
„Kollektives Versagen“
Auch wenn der Trainer der Rekord-Augsburger, Ex-Nationalspieler Christian Wörns, mit dem nötigen Respekt dem SVS “nicht seinen besten Tag” attestierte, wirft dieses Spiel viele Fragen für das nächste Saisonspiel auf. Da geht es nämlich gegen den niederbayerischen SVS.
Die Schaldinger sind die einzige Mannschaft, die mit drei Unentschieden in die Saison gestartet sind. Ungeschlagen und mit Hunger auf den ersten Sieg der Spielzeit geht es nun am Dienstag um 19Uhr in ein Spiel mit vielen Fragezeichen und Gefahren.
Welche Leistung wird der SV Seligenporten zeigen? Die vom katastrophalen 12:0 in Augsburg, oder von der kämpferisch starken 1:2 Heimpleite gegen die kleinen Bayern? Dazu wartet Seligenporten auch noch auf den ersten Punkt in der Saison bei einem Torverhältnis von 1:17. Kann der Trainer seine Spieler überhaupt innerhalb von 72 Stunden wieder erreichen und aufbauen? Man kann sich kaum etwas anderes als eine “jetzt-erst-recht”-Stimmung vorstellen.
Ein angeschlagener Kämpfer ist meist der gefährlichste Gegner.
Aus dem Boxsport weiß man, ein angeschlagener Kämpfer ist meist der gefährlichste Gegner. Und keiner in der Regionalliga ist gerade so angeschlagen wie der SV Seligenporten. Das schmeckt auch Markus Clemens “ganz und gar nicht”. Der Abteilungsleiter Sport des SV Schalding weiß, dass in Seligenporten jetzt alle “an die Ehre der Mannschaft appellieren” werden. Ein heißes Eisen also für die Passauer, die vom Papier her das einfachste Los am nächsten Spieltag haben. Alles außer einem hohen Sieg in der Oberpfalz würde fast einer Blamage gleich kommen. Aber sollte nicht alles mit dem Teufel zu gehen, ist Seligenporten natürlich auf Wiedergutmachung vor heimischen Publikum aus. Schwierige Vorzeichen unter denen beide also unter Druck stehen.
Autengruber sieht die beste Leistung seiner Amtszeit.
Die entscheidende Frage wird aber am Ende sein: Kann der SV Schalding-Heining die guten Leistungen zum Saisonstart bestätigen? Gerade das torlose Remis gegen den FV Illertissen ließ an Spielwitz und erkennbaren Automatismen keine Wünsche offen. Kein Wunder, dass Trainer Anton Autengruber die “beste Leistung” seiner Amtszeit gesehen hatte. Zumindest was diese Saison angeht muss man ihm zustimmen. Nur das Tor wollte eben nicht fallen. Gegen Seligenporten, die in den ersten drei Spielen Partien satte 17 Gegentore kassierten, muss mit der gleichen Leistung mindestens ein Tor zum Sieg fallen. Mit 6 von möglichen 12 Punkten würde man nach vier Spieltagen wesentlich beruhigter in die schweren Heimspiele gegen Burghausen und Unterhaching gehen, sowie die immer gefährliche Reise nach Buchbach antreten. Es muss kein Rekordsieg werden. Aber der SVS sollte zumindest dafür sorgen, dass man nach dem Spiel auf der Vereinshomepage nicht einen ähnlichen Bericht über die eigene Mannschaft lesen muss, wie in Seligenporten.
Das nächste Livespiel im SVS-Radio wird das Heimspiel am 5.8. gegen Wacker Burghausen sein.